Die Katholisch-Theologische Fakultät Graz lud zum sechsten Mal zur Verleihung der Elisabeth Gössmann-Preise am 14. Jänner 2014 ein. Der Preis ist nach Elisabeth Gössmann, der ersten Grazer Ehrendoktorin in Theologie und bekannten Vertreterin der feministischen Theologie benannt. Ausgezeichnet werden hervorragende wissenschaftliche Arbeiten von NachwuchswissenschafterInnen, die an einer der theologischen Fakultäten oder an einer der philosophisch-theologischen Hochschulen in Österreich angenommen wurden, sowie Arbeiten, die ein theologisches oder religionswissenschaftliches Thema behandelten und an einer österreichischen Universität eingereicht worden sind. Die Qualifikationsarbeiten sollen sich kritisch mit frauen- und geschlechterspezifischen Fragen in den christlichen oder anderen religiösen oder weltanschaulichen Traditionen auseinandersetzen.
Den Elisabeth Gössmann-Preis erhielt die in Graz ausgebildete Innsbrucker Universitätsassistentin und Theologin MMag. Dr. Nina Kogler für ihre Doktorarbeit „GeschlechterGeschichte der Katholischen Aktion im Austrofaschismus. Diskurse – Strukturen – Relationen“ (dotiert mit 2000 Euro).
Die Elisabeth Gössmann-Förderpreise (Dotation je 500 Euro) gingen an die Grazer Theologin MMag. Edith Petschnigg für ihre Diplomarbeit „‘Die Bibel zu lesen ist ein reines Vergnügen.‘ Biblische Bezüge in der Lyrik der Exilsdichterin Stella Rotenberg“, an die Bozener Ordensschwester Mag. Anna Elisabeth Rifeser für ihre Diplomarbeit „Metaphern der geistlichen Hochzeit (‚matrimonium spirituale‘) bei ausgewählten spätmittelalterlichen MystikerInnen unter Berücksichtigung des kirchengeschichtlichen Umfelds und des genderspezifischen Blickwinkels“ sowie an die Grazer Geschichte-Absolventin Mag. Petra Wlasak, MA für ihre Masterarbeit „Flucht als Chance? Verändernde Geschlechterrollen von alleinstehenden, alleinerziehenden, tschetschenischen Frauen mit anerkanntem Asylstatus in Graz“.
Die Jury-Vorsitzende und Kirchenhistorikerin Prof. Michaela Sohn-Kronthaler betonte in ihrer Ansprache, dass dieser Preis an Österreichs theologischen Fakultäten einzigartig ist und eine klare öffentliche politische Zeichensetzung hat. Sohn-Kronthaler hob die beiden Jubiläen der Grazer Theologie im Jahr 2014 hervor: Vor 20 Jahren, im Juni 1994, fasste die Fakultät den Beschluss, den Schwerpunkt „Theologische Frauen- und Geschlechterforschung“ einzurichten. Sie erinnerte, dass der Elisabeth Gössmann-Preis vor genau 15 Jahren auf Antrag der 2007 verstorbenen, ersten Professorin an der Grazer Theologie, Anne Jensen, ins Leben gerufen wurde.
Dekan Prof. Reinhold Esterbauer dankte den Preisträgerinnen für ihre innovativen Forschungsleistungen und ermutigte sie, auf dem Gebiet der Frauen- und Geschlechterforschung weiterzumachen und beizutragen, den Nachholbedarf wettzumachen.
Vizerektorin Prof. Renate Dworczak überbrachte die Grüße der Rektorin und hob die Vorreiterinnenrolle der Theologischen Fakultät in Bezug auf die Genderforschung innerhalb der Grazer Universität hervor. „Die Theologische Fakultät treibt die Genderforschung an der Karl-Franzens-Universität Graz voran“, so die Vizerektorin für Personal, Personalentwicklung und Gleichstellung. „Frauen für Genderforschung auszuzeichnen, ist ein wichtiges Signal über die Universität hinaus.“
Prof. Irmtraud Fischer, die Sprecherin des Schwerpunktes „Theologische Frauen- und Geschlechterforschung“, berichtete über dessen Entstehung und Entwicklung und präsentierte das Jubiläumsprogramm „20 Jahre Theologische Frauen- und Geschlechterforschung in Graz“. Gemeinderätin Elisabeth Potzinger überbrachte die Grüße und Wünsche des Bürgermeisters.
Eine Dokumentation über den Festakt wird Mitte März erscheinen und kann beim Dekanat der Katholisch-Theologischen Fakultät (theologisches.dekanat(at)uni-graz.at) angefordert werden.