Als "Bücher am Rande der Bibel" werden die Schriften, die im Judentum der hellenistisch-römischen Zeit entstanden sind, aber keinen Eingang in den biblischen Kanon gefunden haben, oft gering geschätzt - oder als "Verschluss-Sache" mit Enthüllungspotenzial verzerrend überschätzt. De facto geht es bei diesen Schriften um Literatur, die "im Kontext der Bibel" entstanden ist, dh die sich ihrerseits bereits auf ein entstehendes Korpus von normativ werdenden Schriften bezieht. Sie können damit als eine frühe Phase "biblischer" Rezeptionsgeschichte angesprochen werden, in denen vorgefundene Konzepte neue Formierung erfahren. Zugleich haben Motive und Traditionen aus diesen "Schriften neben der Bibel" ihre eigene Rezeptionsgeschichte in Judentum und Christentum (und z.T. auch im Islam) entfaltet. Dies gilt nicht zuletzt für die Prägung von Frauen- und Männerbildern und generell für Fragen um Geschlecht und Geschlechterverhältnisse, Themen, die in den Religionsgemeinschaften bis heute virulent sind, aber auch säkulare Gesellschaften bewegen. Die internationale wissenschaftliche Tagung zu "Schriften des Frühen Judentums im Kontext" situiert sich an der Schnittstelle von Textanalysen (einschließlich historischer Aspekte) und Rezeptionsgeschichte, beides mit genderspezifischem Fokus.
Die Beitragenden forschen und lehren im Bereich der christlichen Theologien, der Jüdischen Studien oder der Religionsstudien. Sie bringen ihre jeweilige Fachexpertise für die ausgewählten Textbereiche bzw. Themen ein und sind alle auch in Genderfragen ausgewiesen. Sie kommen aus Deutschland, der Schweiz, Finnland, England, Kanada, den USA und Argentinien.
Die Tagungsbeiträge werden in überarbeiteter Form als Band der exegetischen und kulturgeschichtlichen Enzyklopädie "Die Bibel und die Frauen" veröffentlicht und herausgegeben von den beiden Organisatorinnen der Tagung, Marie-Theres Wacker, WWU Münster und Eileen Schuller, McMaster University, Hamilton/Kanada. Für nähere Information zu dieser Enzyklopädie vgl. www.bibleandwomen.org.
Die Tagung dient auch der Nachwuchsförderung, insofern sie zur Teilnahme geöffnet ist für interessierte Promovierende und für Studierende im Rahmen des Masterstudienganges am Centrum für Geschichte und Kultur des östlichen Mittelmeerraumes der WWU Münster.
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